Bahnen- Wuppertal.de Güterverkehr

Güterverkehr auf Straßenbahngleisen, das hat im Wuppertal eine große Tradition. Es wird in unseren Landen kaum eine andere Stadt(region) geben, wo dies so intensiv betrieben wurde. Und durch die beiden unterschiedlichen Gleisnetze (sowohl Regel- als auch Meterspur) war die Vielfältigkeit besonders groß. Die Zeiten sind schon lange vorbei und sie sind natürlich vornehmlich durch die Einstellung der zahlreichen Straßenbahnlinien und entsprechendem Trassenabbau begleitet worden. Eine Ausnahme bildete die Linie vom ehemaligen Schlachthof Barmen auf die Nordhöhen hinauf nach Hatzfeld, die den Straßenbahnbetrieb viele Jahre überlebte. Auf dieser Seite wollen wir uns zunächst auf diese Route beschränken. Eng verbunden mit dem Schlachthofbahnhof ist allerdings auch der Kohlenverkehr von dort und durch die Innenstadt zum Kraftwerk Clef. Dieser interessante Betrieb soll auch mit in unsere Präsentation des Stadtwerke-Güterbetriebs einfließen.
 

(c) VOBA   www.bahnen-wuppertal.de

Die Güterstrecke vom Bf. Wt-Loh über den Schlachthofbahnhof hinauf nach Hatzfeld war schon eine Besonderheit
in unserer Ecke, denn man fuhr teilweise einfach mal so mit einem Güterzug über die Straße. Außergewöhnlich war
dies allerdings nur in den letzten Jahren bis zur endgültigen Stilllegung der Strecke Anfang 1980, denn der Güterver-
kehr auf Straßenbahngleisen hat im Wuppertal eine ganz große Tradition. Hier sehen wir die WSW-Lok 609, wegen
des bulligen Aussehens auch “Dicke Berta” genannt, in der Winchenbachstraße, unweit der Brücke der A 46 (1975).
Foto VOBA

Barmer Güterverkehr: die Strecke zum Schlachthof
Im April 1894 wurde der Barmer Schlachthof an der Carnaper-/Schützenstraße durch einen Gleisanschluss in Normalspur mit dem Staatsbahnhof Loh an der Rheinischen Strecke verbunden. Hierfür musste aufwändig ein neuer Viadukt über die Schönebecker Straße gebaut werden, nur wenige Meter nördlich der vorhandenen zweigleisigen Brücke der Rheinischen Bahn. Dann ging es weiter durch den Schönebecker Busch mit anschließender fast rechtwinkliger Überquerung der Carnaperstraße. Die Strecke wurde unter Regie der Stadt Barmen als “Kleinbahnanschluss” gebaut. Die Bedienung erfolgte mit den Dampflokomotiven der preußischen Staatsbahn. Vom Schlachthof Barmen wurde die Strecke dann einige Jahre später durch die Winchenbachstraße nach Hatzfeld verlängert, primär zur Anbindung von Werksgleisen verschiedener Firmen (1911). Im Bereich ab der nördlichen Ausfahrt vom Bf. Schlachthof an der Schützenstraße wurde sie von der Straßenbahn im Personenverkehr mitbenutzt. Die Linie war nach den Regularien einer Eisenbahn gebaut und hatte daher auch im Straßenplanum einen festeren Oberbau. Infolge der Besonderheiten der Strecke hatte sie den Status der “Kleinbahn Loh - Hatzfeld”. Bis kurz vor dem Viadukt zum Übergabebahnhof Loh war die Strecke seit der Einbindung der Straßenbahnlinie vom Alten Markt nach Hatzfeld elektrifiziert. Mit dieser Elektrifizerung beschaffte die Bahn in den Jahren 1910 und 1912 zwei Elloks (I und II), die dann die Nummern 608 und 609, zum Schluss ab dem 1.12. 1978 bis zur Stillegung die Bezeichnungen 3608 und 3609 erhielten.  Diese beiden Maschinen genügten in den Anfangsjahren dem Güterverkehr.
 

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Leider kommt die Sonne gerade von der Seite und leuchtet die Fahrzeuge für uns nicht optimal aus. Aber es ist ein
 interessantes Motiv vom Betriebsareal am (ehemaligen) Schlachthof. In dieser Perspektive macht die Strecke ihrer
 Bezeichnung als “Kleinbahn” alle Ehre. Als Loks erkennen wir die dicke 609 und die kleine 608 (Foto 1960er Jahre).
Foto Sammlung Jürgen Lenzen

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Die Güterstrecke der Stadtwerke vom Bahnhof Wt-Loh an der Rheinischen Strecke zum Hatzfelder Wasserturm be-
 sitzt mittlerweile legendären Ruf und wurde bis zur Betriebseinstellung im Februar 1980 ein Lieblingskind der heimi-
schen Nahverkehrsfans. In den 1970er Jahren wurden einige Sonderfahrten für Bahnfreunde organisiert. Der rote
 Brummer VT 95/795 war dafür ein stilechtes Fahrzeug. Personenbetrieb hier gab es früher aber nur mit der Tram.
Foto Klaus Hoffmann

Eine neue Einnahmequelle: die Kohlenbahn
Die Strecke verzeichnete für Jahrzehnte ein starkes Güteraufkommen der aufstrebenden Region im nördlichen Barmen. Ab 1923 kam dazu ein intensiver Kohlenverkehr vom Bf. Schlachthof über den Alten Markt zum Heizwerk am Clef, für den 1931 gezielt die neue Ellok III (später 610) und etliche Selbstentladewaggons beschafft wurden. Im Bf. Schlachthof wurde ein Becherwerk zur Umladung der Kohlen von den Hochbordwagen der Reichsbahn gebaut. Der Zug wurde dann in die Winchenbachstraße geschoben. Von dort ging es zurück im 90 Grad-Bogen auf die Schützenstraße, von wo aus die Straßenbahngleise benutzt wurden. Kurioserweise wurde die Schlachthofbahn bei der Fahrt zur Talsohle dann wieder auf der Carnaperstraße etwa rechtwinklig überquert. Dieser Kohlenverkehr endete erst im Jahre 1963 mit Beginn der umfangreichen Umbauten am Alten Markt samt Trambahn-Verlegung.  Die Lok 610 wurde dann wegen des verminderten Frachtaufkommens nicht mehr benötigt und in diesem Zusammenhang am 20.4.1963 ausgemustert und verschrottet.           

(c) Wilfried Harder   www.bahnen-wuppertal.de

Dies ist das sog. Becherwerk im Schlachthofbahnhof, das für die Umladung der Kohlen von den Staatsbahnwaggons
auf jene der städtischen Bahn benutzt wurde. In der Regel wurden für eine Garnitur drei Wagen zusammengestellt,
die als “Güterzug” über die Straßenbahngleise zum Kraftwerk Clef gebracht wurden (Foto Anfang 1960er Jahre).
Foto Wilfried Harder Sammlung VOBA

(c) Klaus Hoffmann   www.bahnen-wuppertal.de

Vor diesen Wagen gibt die bullige 609 ein sehr gutes Bild ab. Ganz im Gegenteil zum mickrigen PKW, der sich aus
 guten Gründen ganz nahe am Bordstein aufhält ....Da man aber bergab fährt, braucht die “Dicke Berta” sich wohl
kaum abzumühen. Bald ist man ohnehin am heimischen Herd angelangt. Von der Winchenbachstraße geht es jetzt
nur noch über die Schützenstraße und dann gelangt man in einem großen Rechtsbogen zum Verladebahnhof (1975).
Foto Klaus Hoffmann

Bis zur bitteren Neige
Nach Aufgabe der Kohlenbahn zum Heizkraftwerk am Clef konzentrierte sich der Güterbetrieb auf die diversen Werksanschlüsse Richtung Hatzfeld. Hierfür standen die beiden Elloks aus der Anfangszeit weiterhin zur Verfügung. Diese Strecke ereilte aber in den nächsten Jahren letztlich das gleiche Schicksal wie viele andere Bahnlinien zuvor, denn zunehmend wurde die Verladung per LKW attraktiver, ebenso passte die Strecke nicht mehr ins Konzept der WSW-Bahnen. Trotzdem noch bis Anfang 1980 (offizielle Stilllegung am 1.2.) wurde diese ungewöhnliche Linie in einer Großstadt betrieben. Zuvor am 1.12.1978 wurden die beiden Loks im Rahmen der Umzeichnungen der WSW-Fahrzeuge noch auf die letzte Benennung 3608 und 3609 geändert. Beide Lokomotiven wurden nach Betriebsaufgabe anschließend zur österreichischen Bahngesellschaft Stern & Hafferl verkauft. Die Gesellschaft betreibt in Oberösterreich einige Linien bzw. betreut Betriebsgesellschaften. Am Anfang des neuen Jahrtausends waren sie in Oberösterreich noch im Einsatz. In den 1970er Jahren gelangte die Strecke zunehmend in das Bewusstsein bestimmter Fankreise. Einigen Bahnfreunden ist es so zu verdanken, dass es auf der Gesamtlinie vom Bahnhof Loh bis hinauf zum Hatzfelder Wasserturm ein paar Sonderfahrten mit Schienenbussen gab, die auch bei den Anwohnern natürlich viel Aufsehen erregten. Die Zeiten sind leider längst vorbei.   

(c) Sammlung Jürgen Lenzen

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Zwar weniger Eisenbahn, dafür um so mehr alte Zeiten. Ein unbekannter Fotograf hielt diese Szene vom Werksareal
der Firma Herberts fest. Die barackenähnlichen Gebäude  und die LKW lassen auf die 1960er Jahre schließen. Es gibt
viele Details, die zum Beobachten einladen und zum Nachbau anregen. Trotz der vielen Teile wirkt das Areal irgend-
wie aufgeräumt und gut strukturiert. Aufgrund der Produkte überwiegen die Kesselwagen (verschiedener Bauarten).
Foto Sammlung Jürgen Lenzen

(c) Klaus Hoffmann   www.bahnen-wuppertal.de

Robust und kompakt, so präsentieren sich um 1978 die beiden noch eingesetzten Elektrolokomotiven 608 un 609 im
 Betriebsareal des ehemaligen Schlachthofbahnhofs. Hier sind deutlich die Unterschiede im Lichtraumprofil zu sehen.
608 sieht mehr nach einer kleinbahnmäßigen Straßenbahnlok aus, die dicke Berta prahlt dagegen mii ihrem Vorbau.
Foto Klaus Hoffmann

(c) Wilfried Harder   www.bahnen-wuppertal.de

Ein interessantes Dokument Anfang der 1960er Jahre zur Beschriftung eines WSW-Wagens. Und ein Beweis, dass
neben den Kohlenwagen auch “normale” Wagen benutzt wurden. Das Fahrzeug ist von der Bauart G 10 und wurde
 sicherlich von der Staatsbahn übernommen. Bei der “Steilstrecke” in der Stadt war ein Bremserhaus nicht schlecht.
Foto Wilfried Harder Sammlung VOBA

(c) Klaus Hoffmann   www.bahnen-wuppertal.de

Noch ein Foto von den durch Eisenbahnfreunde organisierten Sonderfahrten auf der Hatzfelder Linie. Hier auf einer
Tour um 1975 sehen wir zwei Fahrzeuge der “VT Freunde Bergisches Land”. Ihre Abstammung vom Park der roten
 Brummer der DB ist nicht zu übersehen. Hinten einer aus der Serienfertigung, vorne ein Tw aus der Vorserie (1951).
Foto Klaus Hoffmann

(c) Sammlung VOBA   www.bahnen-wuppertal.de

Hier die seltener fotografierte Ellok der Hatzfelder Route (um 1959). Es handelt sich um die 610, die nach Aufgabe
 des Kohlenverkehrs zwischen dem Schlachthofbahnhof und dem Kraftwerk Clef im Jahre 1963 nicht mehr benötigt
 und ausgemustert wurde. Der Bahnhof war das zentrale Betriebsareal, wo die Loks auch ihre Lokschuppen hatten.
Foto Wuppertaler Stadtwerke Sammlung VOBA

(c) Klaus Hoffmann   www.bahnen-wuppertal.de

Winter im Wuppertal, aber der Bahnbetrieb muss natürlich gewährleistet sein. “Auf Mallack” unterhalb der Lackfirma
 Herberts kommt uns 609 mit einem Güterzug aus der Schlucht entgegen. Die Firma hatte eigene Gleisanlagen, wobei
 man aus dieser Perspektive gut die Steigungsverhältnisse dieser urigen Strecke im Barmer Norden erahnen kann.
Foto Klaus Hoffmann

(c) Slg. Bernhard Terjung    

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Manchmal haut ein Ereignis auch die dickste Berta um, so wie hier Mitte der 1960er Jahre. Im Rangierbetrieb gibt
 es meistens Unfälle aufgrund von Profilfahrten oder falsch gestellten Weichen. Dies wird dieses Mal auch der Grund
 für das Malheur gewesen sein, wobei ein Schiebewandwagen wohl “Grundberührung” hatte Alles halb so schlimm.
Foto Wuppertaler Stadtwerke Sammlung Bernhard Terjung

(c) Slg. Bernhard Terjung   www.bahnen-wuppertal.de

Ein Bild aus älteren Tagen, als nur wenige Bahnfreunde die Strecke besuchten (10.7.1957). Das Motiv in Höhe Ein-
mündung der Schwartnerstraße mit den Häusern, den Gaslaternen und der Bahntrasse mit den Masten vermittelt
 einen sehr überlandartigen Kleinbahn-Eindruck. Unwissende würden sich bestimmt nicht in einer Großstadt wähnen.
Foto Eduard Bouwman Sammlung Bernhard Terjung

(c) Klaus Hoffmann   www.bahnen-wuppertal.de

Die Nr. 608 darf sich einmal ein Päuschen leisten, schließlich ist es Wochenende und es gibt hohen Besuch jener
 Bahnfreunde, die sich auch für ihr Dasein richtig interessieren. Links der rote Brummer ex-VT 95 9112 in schmuckem
 Farboutfit. Das bei den Schienenbus-Vorserien heruntergezogene Dach erinnert an einen “Schiebermützen-Johnny”.
Foto Klaus Hoffmann

(c) Sammlung VOBA   www.bahnen-wuppertal.de

Ein Bild vom Kohlenzug vom Verkehrskreuz Alter Markt in der Barmer Innenstadt. Lok 610 hat mit ihren drei Wagen
vor einiger Zeit die Kohlen beim Kraftwerk Clef abgeladen und fährt nun leer durch die sichtbare Häuserschlucht
 wieder den Nordhang hinauf zum Schlachthofbahnhof. Dazu muss die Straßenbahn am Bahnsteig aber erst mal das
 Feld räumen. Für die Reisenden wurde in den 1950er Jahren der markante Haltepavillion erstellt. Hinter den Kohlen-
wagen wird in einigen Jahren auf dem Trummergrundstück der Kaufhof entstehen. Eine Aufnahme vom April 1957.
Vom legendären Kohlenverkehr mitten durch Barmen (von 1931 bis 1963) gibt es unten noch weitere Aufnahmen.
Foto Wuppertaler Stadtwerke Sammlung VOBA

(c) Klaus Hoffmann        

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Die propere Lok 608 ist auf Spritztour zur Firma Herberts, um dort ein oder zwei Wägelchen abzuholen. Mehr so ein
 Ausflug als schwerer Frondienst oder? Die Maschine hat bald den Abzweig zur bekannten Lackfabrik (heute DuPont)
 erreicht und wird dann in das Werksareal zurückstoßen. Das direkte Abzweiggleis ist hinter dem Maschendrahtzaun
zu erkennen. Im Fabrikhof gab es verschiedene Rangiergleise. Die Aufnahme müsste so um 1977 entstanden sein.
Foto Klaus Hoffmann

(c) Slg. Jürgen Lenzen   www.bahnen-wuppertal.de

Hier würden Außenstehende wohl sagen: “typisch Überlandbahn” angesichts dieser wenig großstädtischen Ansicht.
Die Dicke Berta kommt aus Richtung Hatzfeld und hat mehrere tolle zweiachsige Kesselwagen am Haken. Das Gleis
hat hier neben der Winchenbachstraße einen eigenen Bahnkörper. Am wohl ziemlich senkrechten Oberleitungsmast
 kann man die Steigung der Trasse ausmachen. Ein Datum ist uns nicht bekannt, vermutlich Ende der 1960er Jahre.
Foto Sammlung Jürgen Lenzen

(c) Klaus Hoffmann   www.bahnen-wuppertal.de

Die beiden verbliebenen Elloks hatten natürlich nicht permanent etwas zu tun. Darüber hinaus musste man sich als
 alternde Damen auch mal genügend Päuschen gönnen. Und zur Schlafenszeit, da erwartete man auf jeden Fall ein
 trockenes Dach über sich. Beim Straßenübergang der Carnaper Straße (hinter der Remise) stand dieser kompakte
 Lokschuppen, in der einfachen Ausführung übrigens ein ideales Nachbauobjekt (Aufnahme um 1975 mit der 609).
Foto Klaus Hoffmann

(c) VOBA   www.bahnen-wuppertal.de

Um 1975 begibt sich die 609 auf “Bergfahrt” Richtung Hatzfeld. Sie hat vor kurzer Zeit den WSW-Bahnhof an der
 Bromberger Straße verlassen (die Straße hieß übrigens bis 1935 Düppelstr.) und hat nach kurzer Fahrt entlang der
 Hans-Sachs-Straße (bis 1935: Eckernförder Straße, Häuser erkennen wir links im Hintergrund) nun die Winchen-
bachstraße erreicht. Noch geht es ein Stück im Straßenplanum vorwärts. Autofahrer sollten daher gut aufpassen.
Foto VOBA

(c) Klaus Hoffmann   www.bahnen-wuppertal.de

Ein Wagen für eine Lok, ökonomisch war diese Fuhre bestimmt nicht. Aber die Waggonladungen auf der Hatzfelder
 Güterstrecke gingen leider immer weiter zurück. Im Februar 1980 wurde der Betrieb zwischen dem sog. Schlachthof-
bahnhof an der Carnaperstraße resp. vom DB-Bahnhof Loh bis auf die Barmer Nordhöhen endgültig kassiert. Eine
 Straßenbahn fuhr hier seit 1963 nicht mehr. Die Nr. 608 wurde mit einer größeren Schwester von der Stadt Barmen
 extra für die “Kleinbahn Loh - Hatzfeld” angeschafft. Nicht lange vor Betriebseinstellung bekam sie nach dem neuen
 WSW-Nummernschema gar noch die Bezeichnung 3608 verpaßt. Hier durchfährt der Zug die Kurve bei Mallack.
Foto Klaus Hoffmann

(c) Hans-Günter Bunse      

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Noch in den 1970er Jahren waren die beiden vorhandenen Maschinen 608 (1976) und 609 (1973) in der “Lokklinik”,
der Firma Reuschling in Hattingen zu einer größeren Untersuchung. Die Elloks wurden jeweils von einer DB-Maschine
 geschleppt. Vom Schachthofbf. ging es zunächst nach Loh, dort mit Kopfmachen über die Rheinische Strecke nach
 Wichlinghausen und weiter über Nächstebreck, Schee und Sprockhövel in die Stadt an der Ruhr. Oben befindet sich
216 026 auf dem Schönebecker Viadukt der Güterbahn und schiebt den kleinen Wiesel zum Schlachthofbahnhof.
 Unter der Brücke fuhr die Straßenbahn zum Klinikum. Unten sehen wir die quasi kahlgeschorene 608 mit ihrer Mutter
 Berta in Nähe vom Lokschuppen an der Carnaper Bahnkreuzung (19.10.76). Die Lackierung machten die WSW.
Fotos (2)  Hans-Günter Bunse

(c) Hans-Günter Bunse   www.bahnen-wuppertal.de

Nähere Infos: Zubringerbetrieb vom Bahnhof Wt-Loh auf der Bf.-Loh-Seite

(c) Klaus Hoffmann   www.bahnen-wuppertal.de

Dem derzeitigen Lokpark der Kleinbahnlinie nach Hatzfeld begegnen wir Mitte der 1970er Jahre im ex-Schlachthof-
bahnhof der Stadtwerke im Barmer Norden. Vorne die Dicke Berta 609, mehr so eine “richtige” Ellok, dahinter die
 schmalbrüstige Nr. 608. Würde man böse sein, so könnte man aus dieser Perspektive auch sagen: vorne steht eine
 HO-Lok, hinten eine im Maßstab TT. Beide Maschinen waren mit einigen Übergabefahrten offiziell noch bis Anfang
 1980 in Betrieb. Die dritte Lok (610) wurde nach Aufgabe des Kohlenverkehrs zum Kraftwerk am Clef 1963 kassiert.
Foto Klaus Hoffmann

Die Zeitmaschine ist in Betrieb: Mit dem Kohlenzug zum Kraftwerk am Clef

Jetzt fahren wir mit unserer beliebten Zeitmaschine ganz gezielt zurück in alte Zeiten und es gibt quasi tagesbezogen spezielle Ansichten über den Betrieb am Schlachthofbahnhof und den befahrenen Streckenteilen. Konkret geht es um eine Fahrt mit dem Kohlenzug vom Verladebahnhof hinunter ins Tal zum Kraftwerk am Clef. Die älteren Mitbürger werden sich vielleicht noch an diesen zwischen 1931 und 1963 durchgeführten Betrieb mehr oder minder eindrücklich erinnern. Und - als Bahnfreund - vielleicht zuweilen etwas sehnsüchtig der zwar gut sichtbaren, aber doch mehr verborgenen Bahnwelt in der Barmer Innenstadt nachgeschaut haben. Mit dem Zug selber dürfte wohl kaum einer der Normalos gefahren sein. Die Bilder aus der Lok wurden sicherlich für Dokumentationszwecke durch die Stadtwerke selber erstellt. Soweit nicht anders angegeben, wird als Aufnahmedatum der 1. April 1957 genannt (vielleicht ist dies aber auch das Datum der Archivierung). An sich ist man mittendrin in der Wirtschaftswunderzeit der Republik, aber es ist noch die alte Bahnwelt im Wuppertal.
 

(c) Sammlung VOBA   www.bahnen-wuppertal.de

Im weitläufigen Schlachthofbahnhof hat sich die Lok 610 vor den Kohlenzug gesetzt, der üblicherweise aus drei Waggons bestand.
 Insgesamt gab es bei der Bahn sieben derartige, etwa fünf Meter lange Fahrzeuge (Nr. 781 bis 787), also zwei Garnituren und ein
 Reservefahrzeug. Der offene Waggon der Bundesbahn neben dem Zug gibt gut die Proportion zwischen den beiden Bahnsystemen
 wieder. Rechts im Anschnitt erkennen wir das Becherwerk, mit dessen Hilfe die Kohlen zwischen den Waggons umgeladen wurden.
Foto Wuppertaler Stadtwerke Sammlung VOBA

(c) Sammlung VOBA   www.bahnen-wuppertal.de (c) Sammlung VOBA   www.bahnen-wuppertal.de

Links eine Nahaufnahme vom Becherwerk, bei der wiederum ein guter Größenvergleich zwischen den Staatsbahnwagen und den
 Waggons der “Kleinbahn” möglich ist. Bei der permanenten Anlieferung der Kohlen zum Kraftwerk mit mehreren Zügen am Tage war
 eine automatische Umladung absolut notwendig. Der Lokführer rechts muss bei jedem Rangiervorgang und den Fahrten sehr auf-
merksam sein, schließlich befährt man Straßen einer Großstadt! Ob es wohl gemütlich auf den Maschinen zuging? - wohl kaum.
Fotos (2) Wuppertaler Stadtwerke Sammlung VOBA

(c) Slg. Bernhard Terjung   www.bahnen-wuppertal.de

Hier ein schönes Streckenmotiv vom 10.7.1957 mit einer anderen Zugkomposition. Die schmale 608 hat die üblichen drei Kohlen-
wagen im Schlachthofbahnhof abgeholt und im Schiebeverkehr in die Winchenbachstraße befördert. Nun geht es anschließend auf
den Straßenbahngleisen über die Kehre in die Schützenstr. (dann wieder Rechtsverkehr) und Richtung Stadtmitte zum Kraftwerk
Clef. Rechts sehen wir eine in unserer Gegend früher weit verbreitete “Trinkhalle” mit einem idealen Standort an der Haltestelle.
Foto Eduard Bouwman Sammlung Bernhard Terjung

(c) Sammlung VOBA   www.bahnen-wuppertal.de (c) Sammlung VOBA   www.bahnen-wuppertal.de

Aus dem Führerstand unserer Nr. 610 eröffnen sich in Richtung Kohlenzug während der Fahrt zwei interessante Blicke. Links zeigt
das Motiv die Winchenbachstraße (ganz rechts im Anschnitt ist das Fachwerkhaus bei der Trinkhalle auf dem oberen Bild auszu-
machen). Der Zug kann nun umsetzen, auf dem ersten Wagen fährt der Bremser mit. Das Bild rechts zeigt die Szene an der Ecke
 Schützen-/Carnaperstraße, wo es heute geradedurch zur Auffahrt Barmen an der A 46 geht. Typisch straßenbahnmäßig eng geht
es hier im Gleisbogen zu. Nun muss der Bremser sehr gut aufpassen, denn es beginnt der “Steilabstieg” zur Talsohle hinunter.
Fotos (2) Wuppertaler Stadtwerke Sammlung VOBA

(c) Sammlung VOBA  www.bahnen-wuppertal.de

Verkehrsdrehscheibe Alter Markt, hier pulsierte schon immer das Leben in der Großstadt Barmen. Straßenbahnlinien, die Schwebe-
bahn, die Zahnradbahn zum Toelleturm, Obus-Verkehr und etwas weiter südwestlich der Bf. Barmen, man konnte in den 1950er
 Jahren als Nahverkehrsfreund wahrlich nicht über Abwechslung klagen. Und mittendrin, einmal quer durch die Innenstadt, unser
 Zug. Man hat dem Personenverkehr den Vortritt zu lassen, denn da kommt es schließlich auf Minuten an. Die sichtbare Beiwagen
 der Tram ist entweder von Hatzfeld gekommen (also vor dem Güterzug) oder aus Hasslinghausen über den Wichlinghauser Markt.
 Für die Fahrgäste gibt es seit einiger Zeit am Haltestand eine markante Überdachung mit der C&A-Reklame. Hinter dem Perron er-
kennen wir das Bilka-Kaufhaus mit der heimischen Wicküler-Reklame. Dahinter lugt soeben der Turm der Gemarker Kirche hervor.
Foto Wuppertaler Stadtwerke Sammlung VOBA

(c) Sammlung VOBA   www.bahnen-wuppertal.de (c) Sammlung VOBA   www.bahnen-wuppertal.de

Die Straßenbahn ist abgefahren und unser Kohlenzug kann jetzt auch langsam auf die Kreuzung zurollen. Schaut man ins Gesicht
des Bremsers links, so ist wohl höchste Anspannung angesagt. Neben den Fahrzeugen passieren auch viele Personen den Bereich,
die bestimmt etliche Bahnmitarbeiter genervt haben. Beim Blick auf den Perron kann man die typische Bekleidung dieser Jahre gut
 erkennen. Dann einmal umdrehen und der Fotograf kann rechts diese Szene einfangen. Der Straßenbahnzug ist gerade im Begriff,
den Schwebebahnhof zu umkurven und fährt so Richtung Heckinghausen. Wir folgen dann “im Blockabstand” zum Clef-Kraftwerk.
Fotos (2) Wuppertaler Stadtwerke Sammlung VOBA

(c) Wolfgang R. Reimann   www.bahnen-wuppertal.de

Unser Kohlenzug hat den Alten Markt verlassen und ist nun auf der Kreuzung an der Rathausbrücke (so früher der Name des Bahn-
hofs der Schwebebahn, der rechts außerhalb des Bildes liegt) angelangt. Es geht jetzt auf der Heckinghauser Straßenbahntrasse
 rechts um die Ecke und man wird gleich das Kraftwerk erreichen. Diese Aufnahme stammt vom September 1960. Im Hintergrund der
 Pavillion für die Fahrgäste und dahinter das Bilka-Kaufhaus. Derweil fährt ein Schwebebahnzug der Serie B 50 Richtung Elberfeld.
Foto Wolfgang R. Reimann

(c) Sammlung VOBA   www.bahnen-wuppertal.de (c) Sammlung VOBA   www.bahnen-wuppertal.de

Der Kohlenzug ist nun am Kraftwerk angekommen. Hier muss etwas rangiert werden, durch das Gleisdreieck ist das aber kein Pro-
blem. Links hat die 610 nach Ankunft die Fahrtrichtung gewechselt und schiebt die Waggons auf einem scharfen Linksbogen ins
 Werksareal. Rechts ein Blick auf die Bunkeranlage. Die kleinen Anhänger können durch Selbstentladung bequem entleert werden.
Hinter dem Gebäude resp. dem gesamten Kraftwerk verläuft die viergleisige BME-Strecke (je zwei Gleise Fern- und Nahverkehr).
Fotos (2) Wuppertaler Stadtwerke Sammlung VOBA

(c) Sammlung VOBA   www.bahnen-wuppertal.de

Der Kohlenzug hat vom Gleisverlauf im Werksareal her seine Endstellung erreicht. Gut zu sehen ist, dass die Einfahrt in den Bunker
 parallel zur Eisenbahnstrecke liegt, ein Signal ist auszumachen. Das Kind mit dem Roller befindet sich auf dem Weg zur Fußgänger-
überführung zur jenseits der Bahnstrecke höher liegenden Saarbrücker Straße. Der Aufgang ist rechts vom Stromabnehmer gut zu
 erkennen. Nach getaner Arbeit wird der Güterzug dann unbeladen quasi in einem u-förmigen Bogen das Areal wieder verlassen.
Foto Wuppertaler Stadtwerke Sammlung VOBA

Auf zur letzten Fahrt aus dem Tal: es geht auf große Reise in die Alpenrepublik

(c) Klaus Hoffmann   www.bahnen-wuppertal.de

Im Sommer des Jahres 1980 konnten die beiden noch verbliebenen WSW-Elloks Richtung Österreich verschickt wer-
den. Vom Bahnhof Wt-Loh ging es über die Rheinische Strecke bis Düsseldorf-Gerresheim, wo das elektrische Netz
der DB und somit die “große weite Welt” erreicht wurde. Bei mäßigem Büchsenlicht konnte die Fuhre ein letztes Mal
in heimatlichen Gefilden eingefangen werden. Die beiden Maschinen wurden für den Weitertransport auf sog. Trag-
lastwagen verpackt und dann in einen normalen Güterzug in den Süden eingestellt. Auf dem Bild sind wiederum gut
die Proportionen zwischen der dicken Berta 609 und Lok 608 sowie den DB-Waggons auszumachen. Über die Abfuhr
der beiden urigen WSW-Oldtimer nach Österreich gibt es auf unserer
Bahnhof-Loh-Seite zwei weitere Aufnahmen.
Foto Klaus Hoffmann

(c) Ingo Härms   www.bahnen-wuppertal.de

Die bekannt gute Alpenluft hat zumindest einer unserer beiden WSW-Lokomotiven wohl sehr gut getan, denn am
Tag der Aufnahme, den 26.9.2006, war die fast einhundertjährige Ellok 608 in Österreich als E 24.010 wohlfeil im
Einsatz. Wir sehen die Lok in der seit einigen Jahren aktuellen, sehr attraktiven Lackierung im zentralen Bahnhof
in Vorchdorf. Man glaubt kaum, solch eine Uroma vor sich zu haben. Die Bahngesellschaft Stern & Hafferl betreibt
in Oberösterreich einige normal- und schmalspurige Linien. Traditionell beschafft die Firma zum Betrieb gebrauchte
 Fahrzeuge aus diversen Gegenden. Die Dicke Berta wurde als E 22.006 anno 2006 in Lambach verschrottet. Beide
WSW-Loks besaßen in Österreich verschiedene Beschriftungen und waren auf unterschiedlichen Linien im Einsatz.
Und: Unser 608-Oldie besitzt sogar jetzt nach dem EU-weiten “Fahrzeugeinstellungsregister” eine zwölfziffrige UIC-
Kennzeichnung: 90 35 00 24 010 - 1. So etwas hätten sich unsere Vorväter wohl kaum jemals vorstellen können!?
Foto Ingo Härms

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